V.l.n.r.: Christiane Hellmanzik, Ulrike Herrmann, Michael Westerhoff, Aart De Geus, Jürgen Rüttgers. Bild: Oliver Schaper

Mehr Kreativität, mehr Wettbewerb! Wie man die großen Player schlagen kann

Dr. Torben StühmeierMonopolkommission

Ist nachhaltiger Wohlstand in unsicheren Zeiten möglich und was können Wirtschaft und Politik tun, damit mehr Menschen davon profitieren? Das waren die zentralen Fragen, die u.a. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der ehemalige Bundesminister und Ministerpräsident a.D. des Landes NRW Jürgen Rüttgers, der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Aart De Geus, Ulrike Hermann von der taz und Prof. Dr. Christiane Hellmanzik von der TU Dortmund diskutierten. Rund 300 Teilnehmer kamen am 12. November 2018 zur Podiumsdiskussion, die im Rahmen der von der TU Dortmund und der Bertelsmann Stiftung organisierten Konferenz „on the record 2018“ im Signal Iduna Park in Dortmund stattfand. Zwei Tage zuvor hatte hier noch das Spitzenspiel BVB gegen Bayern München stattgefunden, das mit einem spektakulären 3:2 für die Heimmannschaft endete.

V.l.n.r.: Christiane Hellmanzik, Ulrike Herrmann, Michael Westerhoff, Aart De Geus, Jürgen Rüttgers. Bild: Oliver Schaper
V.l.n.r.: Christiane Hellmanzik, Ulrike Herrmann, Michael Westerhoff, Aart De Geus, Jürgen Rüttgers. © Oliver Schaper

„Wenn man nur kreativ und schnell genug ist, dann kann man auch die Bayern schlagen“, so Aart De Geus mit Blick auf das Spielfeld im Signal Iduna Park. Die großen Player zu schlagen, sei nicht nur im Fußball relevant – denn auch in der Wirtschaft hätten es kleinere Wettbewerber zunehmend schwer, den so genannten Superstar-Firmen Paroli zu bieten. Und das hat weitreichende Konsequenzen, wie die Studie „Unternehmenskonzentration und Lohnquote in Deutschland“ der Bertelsmann Stiftung verdeutlicht. „Das Produktivitätswachstum muss wieder in der Breite ankommen, nur dann kann der zukünftige Wohlstand der jetzigen und folgender Generationen gesichert werden,“ so der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung weiter.

V.l.n.r.: Michael Westerhoff, Aart De Geus, Jürgen Rüttgers. © Oliver Schaper
V.l.n.r.: Michael Westerhoff, Aart De Geus, Jürgen Rüttgers. © Oliver Schaper

Google, Amazon und Co. – das Rezept ihres Erfolges

Wer sind die Superstars? In erster Linie sind die führenden US-amerikanischen Technologiekonzerne Google, Amazon, Facebook und Co. gemeint. Doch auch in vielen anderen Branchen verfügen einige wenige Unternehmen über eine besonders hohe Produktivität und Innovationskraft im Vergleich zu ihren Wettbewerbern, so eine Studie von McKinsey. Superstar-Firmen sind nicht nur wesentlich produktiver und profitabler; im Vergleich zu ihren Konkurrenten setzen sie zudem verstärkt auf Innovationen und Digitalisierung. Zehn Prozent der Unternehmen vereinigen derzeit über 70 Prozent der Forschungs- und Entwicklungsausgaben, so die Studie. Tendenz steigend. Ein zunehmender Anteil der Ausgaben geht in die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.

Mehr Innovation, mehr Wettbewerb

Gerade im Bereich der Innovationen zeigt sich auch in Deutschland, dass kleinere und mittlere Unternehmen die neuen Technologien nur sehr zögerlich adaptieren, wie der ehemalige NRW-Ministerpräsident und Bundes-„Zukunftsminister“ Jürgen Rüttgers feststellte. Hier seien sowohl die Wirtschaftspolitik als auch die Unternehmen selbst gefragt. Bundeswirtschaftsminister Altmaier sprach sich zunächst für eine Modernisierung der Missbrauchsaufsicht in den digitalen Märkten aus. Die Wettbewerbspolitik müsse über eine Modernisierung der Wettbewerbsregeln für die digitalen Märkte nachdenken. Ökonomen bemühen hier gerne das level-playing field, um in der Fußball-Sprache zu bleiben – ein Spielfeld, auf dem alle Wettbewerber faire Chancen haben, das Spiel zu gewinnen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier. © Oliver Schaper
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier. © Oliver Schaper

Christiane Hellmanzik forderte darüber hinaus einen Ausbau der digitalen Infrastruktur auch abseits der großen Zentren. Der Anschluss an die Zukunftstechnologien hänge entscheidend von der Verfügbarkeit der entsprechenden Infrastruktur ab, so Frau Hellmanzik. Eine ganz andere Perspektive nahm Ulrike Herrmann ein. Der deutsche Mittelstand sei zu wenig innovativ und investiere zu wenig, da sie keinen Absatzmarkt für ihre Produkte fänden. Und dieses wiederum läge daran, dass die Löhne zu gering seien und sich die Verbraucher die neuen Produkte nicht leisten könnten. Sie forderte somit, dass die Löhne steigen müssen, dann stiegen auch die Innovationstätigkeit und Produktivität der Unternehmen.

Und auch die Unternehmen selbst sind gefragt. „Wir wollen der führende Standort für Künstliche Intelligenz werden“, so Peter Altmeier. Er sehe noch viele Felder, in denen kleine und mittlere Unternehmen den großen durchaus Paroli bieten können. So fehle noch eine plattformübergreifende Mobilitätssoftware, die eine Reise vom Fahrrad bis zum Langstreckenflug koordiniert. Solche Marktsegmente müssen die deutschen Unternehmen schneller und konsequenter besetzen und nicht den Superstars überlassen. Aart De Geus forderte zudem eine bessere regionale Vernetzung von Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen in puncto Forschung und Entwicklung. „Der Mittelstand muss in der Breite innovativer werden,“ so Aart de Geus. Dann könne man auch die Bayern schlagen.



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